Mittwoch, 23. Mai 2007

Folgekosten

Alles, was wir tun, hat eine Folge. (Johann Peter Eckermann)

Es ist gerade für Softwareentwickler nur unter Schmerzen zu akzeptieren, dass die im Projekt erstellte Website oder Anwendung das Eigentum des Kunden ist, und nicht das der Agentur. Das kann zu Konflikten führen wenn der Kunde etwas fordert, was der Entwickler als Verschlechterung des Produktqualität empfindet, und der erste Impuls ist oft zu sagen: "das machen wir nicht, das ist doch Pfusch? Oder?" Beispiel: Kunde will statt einer state-of-the-Art-Neuentwicklung lieber eine schon bestehende und veraltete Anwendung weiterentwickeln lassen, zu der ganze Horden von Entwicklern Spaghetti-Code beigesteuert haben und deren technische Basis durch und durch Old-School ist. Eine Erweiterung ist nun mal in der Regel günstiger als ein kompletter Neubau.

Antwort: Doch, das machen wir im Zweifelsfall, denn es Sache des Kunden ob er die Qualität seiner Website verschlechtern will. Aber es gibt einen Ausweg.

Grundregel 1: Was man mit dem Kunden ausgemacht hat (etwa im Rahmen eines Angebotes/Vertrages) muss man durchführen. Man verpflichtet sich mit dem Vertrag zur Erbringung einer bestimmten Leistung zu einem bestimmten Preis, und da gibt es auch nichts zu diskutieren.
Grundregel 2: Alles was nicht vereinbart wurde (weil es um einen ganz neuen Aufttrag geht oder weil es ein Change in einem bestehenden Projekt ist) ist grundsätzlich verhandelbar. Dabei bietet man dem Kunden wiederum eine Leistung an, ist aber frei einen Preis zu nennen. Das ist der wichtigste Hebel den man zur Kundenführung im Projekt hat.

Denn das Argument "diese Technologie ist durch und durch Old-School, und außerdem haben ganze Horden von Entwicklern Spaghetti-Code beigesteuert" wird von vielen Kunden nicht akzeptiert. Sie ist ja auch eher ästhetisch motiviert als dass sie berücksichtigt, dass ein Kunde einfach nur ein Projekt mt einem begrenzten Budget durchführen muss.

Man sollte vielmehr dem Kunden die Konsequenzen seiner Absicht verdeutlichen, und zwar auch die zukünftigen:"Natürlich, lieber Kunde, erstellen wir Dir gerne Deine Anwendung auf Basis dieser schwiemeligen Altanwendung. Die Erweiterung kostet [hier moderaten Preis einsetzen]. Allerdings ist der Code sehr schwer zu warten, weil er sehr oft ungesteuert erweitert wurde. Das wird in der Zukunft bedeuten dass wir die monatlichen Kosten für den Betrieb der Anwendung um [weniger moderater Preis] höher ansetzen müssen und außerdem Changes in der Größenordnung von [hier Prozentsatz einsetzen] Prozent aufwendiger werden."

Natürlich müssen die Zahlen und die Behauptung als solche realistisch sein und einer Überprüfung standhalten. Wenn sie das nicht tun sollte man sich ernsthaft fragen ob der Kunde mit seinem Ansatz nicht richtig liegt.

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